Die Leica Q2 - Eine Kamera für mich?

Im März 2021 hatte ich die Gelegenheit, einige Erfahrungen mit der Leica Q2 zu sammeln. Die Kamera wurde mir von Alexander Görlitz (Foto Görlitz, Bünde) im Rahmen der Leica Q2 Testaktion

https://fotogoerlitz.de/leica-q2-testaktion-14-tage-kostenlos-testen/

zur Verfügung gestellt. Auch auf diesem Wege noch einmal vielen Dank, Alex, dass ich an dieser Aktion teilnehmen konnte.

Die Kamera

Die Leica Q2 ist eine digitale Vollformatkamera mit einem 47 MP-Sensor und fest verbautem Autofokusobjektiv mit der Brennweite 28mm und einer Anfangsöffnung von f/1,7. Für die weiteren technischen Details sei auf die entsprechenden Informationen auf der Homepage der Leica Camera AG verwiesen.

https://de.leica-camera.com/Fotografie/Leica-Q/Leica-Q2

Der Test

Vorab möchte ich betonen, dass ich zwar durchaus technisch interessiert bin, ich jedoch nicht die technischen Daten und Eigenschaften wissenschaftlich darstellen und einordnen kann. Mir geht es primär darum, zu erfahren, wie kann ich mit der Kamera fotografieren? Wie „fühlt“ sie sich an? Was finde ich in der Bedienung der Kamera gut gelöst, was weniger? Was wünsche ich mir an zusätzlichen Eigenschaften? Passt die Bildqualität für mich.

 

Von den digitalen Leica-Ms kommend, habe ich mich in die Bedienung der Q2 auf Anhieb gut  eingefunden und konnte sofort mit dem Fotografieren beginnen, ohne zunächst in die Bedienungsanleitung sehen zu müssen. Sehr gut hat mir das Einlegen des Akkus gefallen, es gibt keinen fummeligen Deckel, sondern der Akku wird eingelegt, rastet ein und schließt dann bündig mit dem Kameraboden ab. Für die Speicherkarte gibt es ein Fach, das sich durch Zurückschieben des Deckels öffnet. Die Kamera wird durch einen Schalter unterhalb des Auslöseknopfes eingeschaltet, eine auch bei den Ms angewandte sehr praxisgerechte Lösung. Ich habe die Kamera meisten in der rechten Hand am von Alex beigelegten Cooph Rope Strap getragen (Der Gurt hat mir so gut gefallen, dass ich mir gleich ein Exemplar bestellt habe.). Der Daumen ruhte dabei in der Griffmulde der Kamera. Das fand ich sehr bequem, allerdings kam es vor, dass der Daumen auf das Display geriet und so den Autofokus-Punkt in die obere rechte Ecke verschob, was ich, da ich mit Autofokus sehr wenig Erfahrung habe nicht sofort bemerkt habe und irritiert war, dass die Kamera nicht da scharfstellte, wo ich es wollte. Ich hatte vor einiger Zeit einmal ganz kurz die Möglichkeit mit einer Leica SL zu fotografieren, dort konnte der Schärfepunkt mit einer Art Joystick, der auch mit der Kamera am Auge sehr gut zu bedienen war, verschoben werden. Den Kreuzschalter an der Q2 finde ich dafür nicht so gut zu bedienen. Aufgrund meiner mangelnden Autofokuserfahrungen habe ich die verschiedenen Modi, die die Q2 bietet, nicht ausprobiert. Meistens habe ich den Fokuspunkt in der Mitte belassen, mit dem Auslöser den Punkt gespeichert und dann den Ausschnitt gewählt. Das hat gut funktioniert und entspricht im Wesentlichen meiner Vorgehensweise bei der Fotografie mit dem Messsucher. Den manuellen Fokus kann man mit einem kleinen Schalter am Objektiv aktivieren. Das ist durchaus praxisgerecht, den Schalter selbst finde ich jedoch sehr unpraktisch in der Bedienung. Das manuelle Fokussieren funktioniert ganz klassisch per Drehring am Objektiv und ist dank zuschaltbarer Kantenanhebung und Fokuslupe leicht und präzise. Die Q2 verfügt über ein klassisches Zeitenrad, mit dem in der Position „A“ auch die Zeitautomatik aktiviert wird. Die Blende kann ganz klassisch am Objektiv eingestellt werden, ebenso die Makrofunktion. Sehr praktikabel ist die Funktion, die Blendenautomatik am Blendenring durch Drehen desselben auf die Position „A“ einzustellen. Stehen sowohl Zeitenrad, als auch Blendenring in der Position „A“, bietet die Kamera eine Programmautomatik.

Um die Q2 kennenzulernen habe ich mit ihr einige Ausflüge zu von mir bevorzugten Zielen in meiner Umgebung gemacht. So hat sie mich auf die Halde Hoheward in Herten und in den Westpark in meiner Heimatstadt Bochum begleitet. Da ich manchmal „einfach so“ mit der Kamera losziehe, habe ich auch das mit der Q2 gemacht und bin auf Motivsuche im näheren Umfeld gegangen. So konnte ich am besten beurteilen, wie ich mit der Kamera klar komme. 

 

Die 47 MP Auflösung der Q2 sind natürlich eine Macht, fühlen sich für mich beim Fotografieren aber nicht so an. Diese Auflösung erlaubt das Croppen bei der Aufnahme mit einer sehr gut angeordneten Taste, die mit dem rechten Daumen die „Brennweiten“ 35mm – 50mm -75mm und dann wieder 28mm durchschaltet. Die entsprechenden Sucherrahmen werden dabei im Sucher bzw. auf dem Display angezeigt, ähnlich dem Messsucher bei der Leica-M. Ich würde mir wünschen, dass alternativ die Möglichkeit besteht, das Sucherbild entsprechend der Brennweite einzustellen.

 

In den meisten Situationen fotografiere ich mit dem Sucher, das Display nutze ich bei der Aufnahme sehr selten. Vermisst habe ich ein Klappdisplay oder die Möglichkeit, den Sucher nach oben zu klappen, wie es der EVF zur Leica M10-R bietet. Gerade bei bodennahen Aufnahmen ist das sehr hilfreich. Natürlich könnte zur Bildgestaltung auch die „Leica Fotos“-App genutzt werden.

 

Ich habe ausschliesslich im RAW-Format fotografiert, mit den digitalen Ms mache ich das ebenso. Aussagen über die oft diskutierte JPG-Verarbeitung durch die Q2 kann ich somit nicht machen. Allerdings gefielen mir die Ergebnisse nach der Entwicklung der RAW-Dateien in Lightroom schon sehr gut. Für „normale“ Bilder waren nur einige wenige Korrekturen in den Tonwerten nötig, dann passte es für mich. Etwas extremere Bearbeitungen, z.B.  mit den DXO-Efex Filtern  gehen angesichts der Auflösung, die die Kamera bietet sehr gut.

Fazit

Die entscheidende Frage lautet natürlich: Würde ich mir die Leica Q2 kaufen? Die Antwort ist für mich nicht einfach mit ja oder nein zu beantworten. Die Kamera hat mir viel Spaß gemacht, als Leica-Nutzer geht die Bedienung flott von der Hand und über die Bildqualität braucht man sich angesichts der Leistungsdaten und dem Objektiv aus dem Hause Leica keine Gedanken machen. Würde ich nur eine Kamera für alle Gelegenheiten haben wollen, wäre die Leica Q2 meine erste Wahl. Angesichts der Cropreserven könnte sie eine umfangreiche Ausrüstung z.B. auch auf Reisen ersetzen. Da ich aber sehr gerne weitwinkliger, vor allem mit meinem geliebten Super-Elmar 3,4/21 unterwegs bin und auch die 90mm Brennweite sehr gerne nutze, ist die Q2 – derzeit – keine Kamera für mich. Der Zusatznutzen ist – noch – zu gering. Wenn ich allerdings der Schlepperei von Kamera nebst mehreren Objektiven überdrüssig werde, würde ich mich wohl für eine Leica Q2 entscheiden. Das Gesamtpaket ist trotz einiger Nachteile, die ich für mich konstatiere, überzeugend.

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Kommentare: 1
  • #1

    hjf (Montag, 07 August 2023 23:11)

    danke für deine eindrücke....